Die Toten mahnen uns - Rede zum Volkstrauertag 2020

Rüdersdorf bei Berlin, den 15. 11. 2020

Rede der Bürgermeisterin, Sabine Löser, am Volkstrauertag, 15. November 2020, 10:30 Uhr am Denkmal der Kirche in Herzfelde:

 

„Das größte Rätsel der Geschichte ist, wie die schlechten Vorwände für Kriege immer über die guten Gründe für Frieden siegten.“


Liebe Anwesenden,


mit diesem Zitat der Schriftstellerin Henriette Hanke darf ich Sie hier am Denkmal in Herzfelde zum diesjährigen Volkstrauertag begrüßen und mich für Ihr Kommen herzlich bedanken.  


Beim Gedanken an diesen Feiertag tue ich mich immer ein wenig schwer. Ist es richtig, dass wir hier einer Tradition folgen die nach dem Ende des 1. Weltkrieges vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen wurde und 1922 erstmals als Gedenkstunde im Reichstag stattfand?


Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es richtig ist an die unzähligen Toten der Kriege, von Gewalt und Terror sowie an die Opfer von Vertreibung zu gedenken. Unabhängig von Nationalität oder Herkunft. Denn, die Toten mahnen uns.


75 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges und über 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges können wir uns glücklich schätzen, seit einem dreiviertel Jahrhundert keinen Krieg auf deutschem Boden erlebt zu haben. Doch nur weil ein Großteil der hier lebenden Menschen, glücklicherweise, keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr am eigenen Leib erfahren hat, heißt es nicht, dass diese nicht existieren. Laut der Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Kriegsursachenforschung gab es im Jahr 2019 insgesamt 27 Kriege und bewaffnete Konflikte weltweit. Und die Auswirkungen spüren wir auch hier bei uns. Einerseits dadurch, dass auch heute deutsche Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen aktiv sind. Andererseits durch die weltweite Flucht von Menschen vor Krieg, Terror und Vertreibung. Und wann immer wir den Opfern gedenken, so sollte uns im gleichen Atemzug klar werden, dass es ein urmenschlicher Trieb ist, sich selbst und seine Liebsten in Sicherheit zu bringen.


In dieser Woche begehen wir nicht nur den Volkstrauertag, sondern auch den Martinstag und ich würde mir wünschen, dass wir den Gedanken der Nächstenliebe des heiligen Sankt Martin, der als römischer Soldat seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte, auch heute weiter tragen. Lasst uns die Menschen die vor Krieg und Terror fliehen, mit offenen Armen empfangen und ihnen Schutz gewähren.


Es erschreckt mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich die Verrohung der Sprache Einiger wahrnehme, die die barbarischen Taten der Nazis versuchen zu relativieren, die Angst vor Fremden schüren oder sich in Fantasien deutscher Allmachtsansprüche ergeben.  Dann denke ich an Berthold Brecht, der im Aufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui schrieb „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“   


Liebe Anwesenden,

 

wir gedenken heute allen Opfern von Krieg und Gewalt und nehmen es als unsere Verantwortung an, dass der Frieden wie wir ihn heute erleben dürfen, beständig ist. Dass wir Weltoffenheit, Toleranz und Nächstenliebe hinaus in die Welt tragen und den Keim des Hasses damit ersticken.

 

 
 
 

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