Veranstaltung anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Rüdersdorf bei Berlin, den 27. 01. 2022

Gemeinsam mit rund 30 Gästen gedachte die Bürgermeisterin der Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin den Opfern des Nationalsozialismus am Mahnmal auf dem Kolonistenfriedhof im Ortsteil Rüdersdorf.

Umrahmt von der musikalischen Begleitung durch  Ilja Ananyin und durch das von Renate Radoy vorgetragene Gedicht "Im Exil" von Mascha Keléko sowie einer Einordnung des Lebens der Schriftstellerin.

 

Rede der Bürgermeisterin Sabine Löser:

"Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,

 

heute vor 77 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Sowohl dort als auch bei der Befreiung anderer Lager durch die Alliierten sah man hart gesottene Soldaten weinen. Noch heute, wenn Sie für Dokumentationen zu Wort kommen, können sie oftmals nur schwerlich die Tränen zurückhalten, angesichts des Grauens, das sich Ihnen bot.
Millionenfacher industrieller Massenmord nach erfolgter Kategorisierung von Menschen in lebenswert und nicht lebenswert.
Vor wenigen Tagen jährte sich die der Tag der Wannseekonferenz zum 80. Mal. Hierbei trafen sich hochrangige Vertreter des NS-Regimes um zu koordinieren, wie die Ermordung der europäischen Juden auf Behördenebene möglichst effizient umgesetzt werden sollte. Das systematische Morden war da bereits von der NS-Führung beschlossen und in vollem Gange. Das Treffen wurde gleichsam einberufen, um eine Koordinierung und Abstimmung zwischen den Behörden bei der Massenvernichtung zu erleichtern. Gemeinsam tauschte man sich aus, wie man die Tötung effektiver gestalte konnte als mit den bis dato üblichen Erschießungen. Wie Deportationen besser gelingen konnten – Massenmord wurde zum Verwaltungsakt und systematisch geplant.
Kurze Zeit später wurden in Auschwitz die ersten Gaskammern errichtet, ab März 1942 trafen die ersten Massentransporte mit Juden ein, die man direkt ins Gas schickte. Neben Jüdinnen und Juden wurden Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen oder psychischen Krankheiten, Homosexuelle sowie Sinti und Roma diskriminiert, verfolgt und ermordet.
Millionen Menschen wurden aus Ihrer Heimat deportiert und in den Tod geschickt.
Die jüdische Schriftstellerin Mascha Keléko thematisiert in ihrem 1945 veröffentlichten Gedicht „Im Exil“ das Gefühl des Verlustes ihres Vaterlandes:

 

„Ich hatte einst ein schönes Vaterland -

so sang schon der Flüchtling Heine.

Das seine stand am Rheine,

das meine auf märkischem Sand.

Wir alle hatten einst ein (siehe oben!).

Das fraß die Pest, das ist im Sturz zerstoben.

O Röslein auf der Heide,

dich brach die Kraftdurchfreude.

Die Nachtigallen wurden stumm,

sahn sich nach sicherm Wohnsitz um,

und nur die Geier schreien

hoch über Gräberreihen.

Das wird nie wieder, wie es war,

wenn es auch anders wird.

Auch, wenn das liebe Glöcklein tönt,

auch wenn kein Schwert mehr klirrt.

Mir ist zuweilen so, als ob

das Herz in mir zerbrach.

Ich habe manchmal Heimweh.

Ich weiß nur nicht, wonach.“

 

In Ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag heute vor einem Jahr betonte die Holocaust-Überlebende und ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, dass man nicht einen Tag vergessen dürfe, wie „zerbrechlich die kostbaren Errungenschaften der letzten 76 Jahre“ seien. Man könne, so Knobloch weiter stolz sein auf die „jungen Menschen in unserem Land“, die frei von Schuld sind, was die Vergangenheit angeht. „Aber sie übernehmen Verantwortung für Heute und Morgen – interessiert, leidenschaftlich und mutig.“
Und wenn ich dann sehe, dass auch hier, mitten in unserer Gemeinde vor kurzem nach sogenannten Spaziergängen Schilder aufgehängt wurden, die Polizisten mit KZ-Aufsehern von 1945 vergleichen, so finde ich das widerlich und geschichtsvergessen. Hierzu darf ich noch einmal Charlotte Knobloch zitieren: „Wer Corona-Maßnahmen mit der nationalsozialistischen Judenpolitik vergleicht, verharmlost den antisemitischen Staatsterror und die Shoah. Das ist inakzeptabel!“
Und so müssen wir uns immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass uns unsere Geschichte nicht vor neuen und alten Formen des Rassismus, des Antisemitismus oder sonstiger menschenverachtender Ansichten bewahrt. Es ist unsere Aufgabe wachsam zu sein und diesen Auswüchsen mit aller Entschiedenheit entgegen zu treten. Die Feinde unserer Demokratie suchen sich ihre Plattform und ihren Anlass um den Versuch zu unternehmen, uns zu spalten. Seien es Geflüchtete, Corona-Maßnahmen oder welche Anlässe auch immer. Lassen Sie uns zusammen stehen und gerne auch hart in der Sache diskutieren, aber dabei nicht vergessen, wo Grenzen sind und wo man die Basis des demokratischen Konsenses in unserem Land verlässt."

 

 
 
 

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