Herzschlagfinale um den Aufstieg


Was vor dem Bundesliga-Debüt keiner hätte ahnen können, zeichnete sich schon im Verlauf einer durchwachsenen, aber zum Teil sehr erfolgreichen Saison ab: Rüdersdorf gehört zu den besten Teams der 2. Ruder-Bundesliga. Dass die Mannschaft aus dem kleinen Dorf aber auch um den Aufstieg kämpfen würde, klang eher nach einem Sommermärchen, als nach dem Tabellenstand vor dem letzten Renntag.

Beim ersten Rennen, dem Zeitfahren, war die Mannschaft noch nicht ganz abgestimmt, denn die rudertechnische Qualität war um einiges ausbaubar. Folglich mittelmäßig war auch die Zeit: Platz sieben nach dem Zeitfahren. Das Zeitfahren bestimmt lediglich die Setzungen der Achtel-Finals. Der Gegner hier hieß Allemannia Hamburg und das war im wahrsten Sinne des Wortes ein Gegner auf Augenhöhe. Nur zwei Hundertstel-Sekunden trennten Hamburg und Rüdersdorf im Ziel.

Mit Foto-Finishs haben die Rüdersdorfer schlechte Erfahrungen, doch diesmal hatten sie Glück. Mit dem Sieg im Achtel-Finale durften sie weiter um eine Medaille und den Aufstieg mitfahren. Doch auch die direkten Konkurrenten um den Aufstieg aus München und Hameln zeigten sich in ihren Achtel-Finals bärenstark und wie der Zufall es so will, trafen genau diese drei Mannschaften im Viertel-Finale aufeinander. Die Tabelle vor dem Renntag: Hameln 60 Pkt., Rüdersdorf 59 Pkt., München 58 Pkt.

Nach dem schnellen Ausscheiden von Hameln, waren Rüdersdorf und München somit eine Runde weiter um die Plätze eins bis vier. In diesem Moment stand schon fest: Rüdersdorf würde mindestens Gesamt-Tabellenrang vier erringen. Das war bereits vor den Halbfinals Grund genug zur ausgelassen Freude der Rüdersdorfer Athleten und Fans. Der Gegner im Halbfinale war die an diesem Tag unheimlich überzeugende Mannschaft aus Dortmund. Der Lieblingsgegner der Rüdersdorfer, denn gegen kein anderes Team sind sie in dieser Saison so oft gerudert und haben so oft gewonnen, wie gegen Dortmund.

Da die Münchener ihr Halbfinale gegen Hamburg bereits gewannen, musste Rüdersdorf nachziehen. Und mit Respekt aber ohne Angst vor Dortmund taten sie dies eindrucksvoll. Ein deutlicher Sieg im Halbfinale ließ den Traum der RBL-Organisatoren war werden: zwei Mannschaften, die um den Aufstieg kämpfen, getrennt von nur einen Punkt, treffen im A-Finale des letzten Bundesliga-Renntages der Saison aufeinander.

Somit würde der Sieger dieses A-Finals aufsteigen, der Verlierer hingegen würde mit Platz vier in der Tabelle zweitklassig bleiben. Eine unglaubliche Konstellation, wie sie eigentlich nur einem Drehbuch entstammen kann. Das spannendste Finale dieses Abend ging wieder einmal äußerst knapp aus. München siegte vor den Rüdersdorfern. Obwohl das Boot aus Rüdersdorf die Ziellinie nur als zweites überquerte, rissen auch hier einige die Arme hoch, denn eine überragende Saison fand ein fantastisches Ende. Enttäuscht war hier keiner. Die Freude über eine weitere Medaille überwog bei Weitem, auch wenn die Mannschaft vom Kalksee den Aufstieg um Haaresbreite verpasste.

Rüdersdorf ist nicht länger „das Dorf im Schatten Berlins“- so wie es der Sprecher bei allen Renntagen verkündete- sondern der beste Nicht-Aufsteiger der zweiten Liga und somit in der nächsten Saison mit Sicherheit kein "Nobody" mehr.
Die Mannschaft bedankt sich vorerst auf diesem Wege bei den Zahlreichen Fans und Sponsoren, allen voran der Sparkasse Märkisch-Oderland, für die fantastische Unterstützung in der Saison 2010. Denn diese Unterstützung hat diesen nie erahnten Erfolg erst ermöglicht.

von: Thomas Bode, Pressesprecher des Rüdersdorfer Rudervereins in der Ruderbundesliga